Was ist eine Hexe? BIn ich eine Hexe?

Anlässlich der Tatsache, mein Ziel verfolgen zu wollen, hier ebenso intensiv auf magische Themen einzugehen, würde ich unfassbar gern mit der folgenden, bereits mehrfach aufgekommenden Fragestellung beginnen:

Wie finde ich heraus eine Hexe zu sein?
Was ist eine Hexe?
Was macht mich zu einer Hexe?

Allen voran, werde ich ziemlich häufig gefragt, wie ich selbst denn überhaupt eine Hexe geworden bin?!

Früher habe ich darauf häufig geantwortet, dass ich über diese und jene Umwege letztendlich in meine langjährige Ausbildung fand...
Heute klingt die Antwort ein wenig anders:
Ich bin keine Hexe geworden, ich habe mich lediglich daran erinnert eine Hexe zu sein.

Doch fangen wir ganz von vorne an.

Dazu bedarf es sich den Begriff Hexe und dessen Bedeutung genauer anzuschauen.


Das Wort Hexe kommt vermutlich von 'Hag-tysja' = (elfenartiges) Wesen aus dem Hag, oder 'Haga-zussa'. Das altisländische Wort für Hexe lautet 'tunrida' = Zaunreiterin.


All diese Namen haben eines gemeinsam, denn sie deuten darauf hin, dass die Hexe in einem Grenzbereich tätig ist, sie bewegt sich also quasi zwischen den Welten.

Der Hag (althochdeutsch) bezeichnet einen Ort, der umrandet von einer (meist dornigen) Hecke (oder einer anderen Barriere) von der Umgebung abgegrenzt ist. Man kann also sowohl den eigenen Garten als Hag bezeichnen, als auch einen überdimensionalen Ort, der ein Platz zwischen den Welten, ein Tor zu anderen Bewußtseinsbereichen ist. Die Anderswelt...
Wenn man die Hexe nun als Mittlerin zwischen den Welten ansieht, denen sich der 'normale' Mensch nicht zuwendet, weil er kein Verlangen danach hat, dann finde ich die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes Hexe durchaus sehr passend.
Die Hexe als das Wesen im Hag, die Zugang zu einer anderen Welt hat, die sich klar von der Welt unterscheidet, die allen Menschen zugänglich ist. Die Hexe als Zaunreiterin, die den Zaun, die Barriere zwischen den Welten überwinden kann.

Auch der englische Begriff 'witch' , welches vermutlich vom Wort 'wise', oder 'wisdom' abgeleitet wird, deutet darauf hin, daß es sich bei einer Hexe um ein Wesen handelt, welches über besonderes Wissen verfügt.

Christian Rätsch lässt uns in seinem Werk „Walpurgisnacht – Von fliegenden Hexen und ekstatischen Tänzen“ wissen: „Wer auf dem Zaun sitzt, kann sowohl in die eine als auch in die andere Wirklichkeit abtauchen. Die Hagazussa ist keine ‚Hexe‘ im Sinne einer schadenbringenden Zauberin; sie ist eine Schamanin, sie ist ein Wanderer zwischen den Welten und eine Schnittstelle der verschiedenen Wirklichkeiten.“

Der Begriff Hexe stellt bis heute eine Provokation dar, dessen bin ich mir bewusst und erst recht habe ich mich deshalb selbst damit identifizieren können. Aus der Zaunreiterin und Kräuterfrau, wurde ein gesellschaftlich böses dargestelltes Weibsbild...
Die Geschichte lässt uns nicht grundlos fragen:
War die Hexe von damals vielleicht die Letzte, die noch reinen Kontakt zur Natur hatte, in einer Zeit, in der die Zerstörung derselben schon begann? Kannte sie Geheimnisse, die Wissenschaftler mit ihrem Verstand nie erfahren würden? Und war sie deshalb von beiden, sowohl kirchlichen Theologen als auch aufgeklärten Wissenschaftlern, verbrannt und später entmündigt worden??

Zunächst als gute und heilende Kräuterfrau bekannt und geschätzt, um Rat gefragt bei Krankheit und Leid, wurde der Hexe ihr helfendes und wohlwollendes Handeln zum Verhängnis.

Denn wer das schwerkranke Kind des Nachbarn heilen konnte, der kann es ja nur mit dem Teufel zu tun gehabt haben?!
Eine Frau die je nach Gezeiten und Mondphasen ihre Kräuter schnitt, kann ja nur von Dämonen besetzt und fremdgesteuert worden sein?! Rotes Haar und grüne Augen können ja nur ein Zeichen von Verbundenheit zum Bösen gewesen sein?! Die schwarzen Tiere die Begleiter des Satans und ebenso dem Tode geweiht, wie all die unschuldigen Opfer dieser Jahrhunderte andauernden Ketzerei.

Wenn ich persönlich an das Wort Hexe denke, sehe ich kraftvolle Frauen, die sich ihrer individuellen Talente im Laufe ihres Lebens bewusst wurden.
Die dem alten Weg treu ergeben folgten, ihr Wissen anwendeten um Gutes zu tun, Schaden abwendeten um zu schützen was ihnen lieb ist, die die Natur verehrten, die Jahreszeiten und Elemente schätzten.

Jede Hexe trifft im Laufe ihres Lebens auf ihre eigenen, besonderen Fähigkeiten: die eine ist besonders gut im Hellsehen/Hellfühlen, die andere ist äußerst talentiert im Orakeln, wieder andere sind reine Kräuterfrauen und widmen sich den Salben, Tinkturen, Räucherungen und Ölen, wieder andere fühlen sich dem Mond hingezogen, oder spüren das Leben und Leid der Bäume und Lebewesen, andere sind große Visualisierungskünstler und lieben daher die Ritualarbeit, viele haben Vorahnungen, Visionen, luzide Träume, beherrschen Astralreisen ... und manche können ganz viel davon auf einmal 🙂
Wer irgendwas davon nach Belieben kann, wer hinzu vermitteln kann zwischen irdischen Geschöpfen und magischen Kräften, der übt auf seine Mitmenschen zeitgleich auch zu meist eine beängstigende, bedrohliche, aber auch zeitgleich faszinierende und anziehende Wirkung aus.

In uns allen schlummert das alte Urwissen, wir müssen es nur wieder aktivieren und offen dafür sein. Fakt ist jedoch, beschreiten wir einmal den Pfad, gibt es eigentlich kein zurück mehr.

Man braucht das Wissen über viele Dinge.
Dieses Wissen musst man sich hart erarbeiten, dazu bedarf es Zeit und Geduld – zwei überaus wertvolle Güter in der heutigen, viel zu schnelllebigen Zeit.
Dazu bedarf es ab und an auch einen kleinen sanften Schubser vom Schicksal...


Je mehr man lernt, desto schneller findet man seinen eigenen persönlichen Weg und entwickelt seine Gaben weiter... Man lernt irgendwann Hexenzaubersprüche selber zu entwickeln und festigt damit die eigenen, verborgenen Kräfte... Diese kann man nicht nur aktivieren, die einem selbst anvertrauten Kräfte, werden ebenso das eigene Leben und das der Mitmenschen positiv beeinflussen können.

Dieses Lernen und Erfahrungen sammeln wird niemals enden - als Hexe wird man ein Leben lang lernen müssen/wollen/dürfen.
Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch auch, dass man ständig weiser/stärker und noch feinfühliger wird und man sich fortan dann immer neuen Herausforderungen stellen kann.
Darüber hinaus hat man als Hexe eigentlich die grundlegende Verpflichtung, das eigene Wissen später an Vertraute weiter zu geben.

Dafür führst man ein sogenanntes Hexenbuch – auch bekannt als Buch der Schatten.
Ein Buch der Schatten oder des magischen Wissens ist ein zu würdigender, nahezu heiliger Ort: Man notiert dort als Hexe alles, insbesondere, was man mit welchem Erfolg praktiziert/erzielt hat.
Dazu gehören die Beobachtungen über die Wirkungen der jeweiligen Räucherungen, Kräuter und Elixiere, die durchgeführten magischen Rituale und deren Erfolg, die eigenen und auch überlieferten und gesammelten Rezepte, die Visionen,Träume und dergleichen.
Es sollte das eigene gesamte Hexen-Wissen in diesem Buch der Schatten enthalten sein.
Es wird eine Hexe das gesamtes Leben lang begleiten.
Sie wird es öfters aufschlagen, vielleicht sogar mehrere Bände anlegen, sie nach Themen sortieren und ich denke, sie wird so manches Mal schmunzelnd über die ersten Versuche als Junghexe blicken. Wenn es an der richtigen Zeit ist, wird die Hexe dieses Buch an eine würdige Nachfolgerin/Nachfolger weiter geben. Diese Nachfolgerin/Nachfolger kann aus der Familie sein, eine Freundin/ein Freund, oder auch eine sonstige Person, von deren Loyalität, Vertrautheit und Integrität, man überzeugt ist.
Zuvor lässt eine Hexe niemanden in dieses Buch der Schatten/ des magischen Wissens blicken.

Hexen lieben es des weiteren zu ritualisieren und zu feiern, das war seit jeher so.
Auch wenn man mit dem Weg der Hexe erst beginnt, darf und soll dies zeremionell geehrt werden.
Demnach kann man nach alter Tradition beispielsweise bei einem Treffen während der Jahreskreisfeste, ein Initiationsritual, von einer oder mehreren erfahrenen Hexen, für sich durchführen lassen, das einen zu einer sogenannten „geweihten Junghexe“ macht. (Der Begriff ist altersunabhängig )
Damit erhält man die offizielle Einweisung in den Kreis, den notwendigen Schutz der Göttin Mutter und die Möglichkeit, das Wissen in einer Ausbildung aufzubauen und dort vertraute Erfahrungen zu sammeln.
Man ist dann zwar schon als Hexe anzusehen, gewiss gehört zu dem eigentlichen Handwerk aber, wie wir wissen viel mehr.
Auch besteht die Möglichkeit, dieses einführende Ritual für sich selbst durchzuführen.
Denn unabhängig von einer Zugehörigkeit zu einem Zirkel, sind Hexen die meiste Zeit Eigenbrödler.
Sie sind gerne mal unter ihres gleichen und ehren ihre Schwestern, dennoch benötigen sie allesamt auch sehr viel Zeit für sich.

Eine Hexe zu werden, bzw. zu sein, ist deshalb eine sehr persönliche, oft einsame Reise, die Forschung, Geduld, Studium und ein Verlass auf seine Intuition/sein Bauchgefühl beinhaltet.
Abhängig von den eigenen Interessen und moralischen Ansichten, können unterschiedliche Denkrichtungen und Traditionen angemessener, oder interessanter sein, als andere.
Allein auf sich gestellt zu sein bedeutet dabei aber auch, dass Anfänger und Nicht-Praktizierende es oft sehr schwer haben herauszufinden, was wirklich/richtig ist und was falsch ist.
Eine Lektion von mir an euch vorweg: Es gibt kein falsch.

Was der Neuling nämlich ebenso schnell lernen wird ist, dass jede Hexe, Lehrerin, Oberhexe, Hohepriesterin, anders praktiziert.

Es gibt keine “Bibel” der Hexerei, keine zentrale Liste von Grundsätzen oder feste Regeln für Hexen. Es wurden lediglich allgemeine 13 Regeln in den Gesellschaften der Hexen übernommen. Alles, was behauptet wird fest vorgegeben zu sein ist somit grundsätzlich Blödsinn.
Die ausführende Art und Weise, somit die Praxis, wird von einem selbst bestimmt sein, von niemandem sonst.
Daher ist es wichtig, jedweden “fachkundigen”, insbesondere kommerziell ausgerichteten literarischen Rat, erst Mal mit einem Körnchen Salz einzuholen.
Man kann gewiss einige Klassiker lesen, auch Fachbücher über das Matriarchat sind da gewiss von hoher Bedeutung, es gibt auch viele gute Kräuter- und Edelstein Ratgeber, aber es sollte alles zu dem persönlichen Verständnis der Künste und der eigenen, individuellen Praxis beitragen und niemals eine blinde Kopie von jemandem und seiner Praxis darstellen.

Es ist leider bekannt, dass einige Autoren im besten Fall problematisch und falsch sind und im schlimmsten Fall vorsätzlich unwissend und absichtlich falsch informieren.
Diese Autoren enthalten häufig historische Ungenauigkeiten (von Missverständnissen, bis hin zu Lügen), voreingenommenen Ansichten zu verschiedenen Themen und einer eigenen kulturellen Prägung.
Wenn andere Hexen einem hinzu nicht helfen wollen zu lernen, oder einer bestimmten Übung oder dem bestimmten lesen, in der man seine eigene Macht findet, nicht zustimmen, muss man tapfer bleiben und hoffnungsvoll an einem anderen Ort, mit anderen Hexen kommunizieren.
Die wahren Hexen des alten Weges, tolerieren andere Sichtweisen.
Man findet wenn man will, immer einen Kreis gleichgesinnter Praktizierender und ignoriert dann einfach erfolgreich die Andersdenkenden. 😉

Wenn man sich auf den "Weg" macht, dann ist hinzu von Beginn an die sogenannte Gedankenkontrolle sehr wichtig, denn Gedanken sind überaus wirksame Kräfte.
Je weiter wir uns entwickeln, umso stärker wird unsere Kraft und somit auch unsere Gedanken. Daher ist die Gedankenkontrolle, wohl eine unserer wichtigsten Übungen.

Somit richte ich mich zum Abschluss, nun insbesondere an diejenigen unter euch, die sich noch die Frage stellen, überhaupt eine Hexe zu sein?!

Geh in die Natur, denn die ist uns Hexen heilig!
Beobachte die Wolken, Pflanzen, Tiere. Höre auf die Geräusche, die die Natur dir sendet! Beobachte den Verlauf des Mondes und dessen Wirkungen auf Dich, betrachte die Sterne und den Verlauf der Jahreszeiten. Tanze im Sommerregen, spüre die Elemente, blicke in die Flammen, laufe barfuß, reinige Dich im Wasser, spüre den Wind und öffne Deine Sinne... umarme deine liebsten Bäume, wenn Dir danach ist.. Nichts ist verrückt, nur weil es uns anerzogen wurde...

Versuche aus diesen ganzen zahlreichen Details, dann Antworten auf deine Frage zu finden...
So habe ich es gemacht, so mach ich es noch heute und es hat mir die allseits bekannten Aha-Effekte beschert und meinen persönlichen Weg Schritt für Schritt geebnet.

Ich hoffe damit deutlich gemacht zu haben:

Der Pfad der Hexen ist ein sehr individueller Weg, der sich mit jedem Wesen entsprechend wandelt. Und so ist auch der Glaube der Hexen ein Spiegelbild der Seele des Menschen, der ihn individuell in sich und in seinem tiefsten Herzen trägt.
Aus diesem Grunde ist dieser Weg nicht eingeschlossen, wie ein Vogel in einem Käfig.
Wir können Vertrauen haben und zum freien Flug ansetzen.
Der Glaube der Hexen tanzt den Tanz des Lebens und erstrahlt in allen Farben und Facetten.

Ich wünsche euch von Herzen, Mut dazu auf euer Innerstes zu hören – die richtigen Antworten, werden euch dann schon gewiss erreichen.

Eure
Runa 🌛🌕🌜

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